Seit einigen Jahren finden an unserer Schule jährlich Projekttage zum Thema „Kinder gehen gewaltfrei mit Konflikten um“ statt.
Um Gewalt zu vermeiden, müssen Kinder lernen, ihre Gefühle auszudrücken. Dazu bekommen Kinder Hilfestellungen an die Hand, die ihnen helfen, einen Streit zu vermeiden bzw. ohne Gewalt zu regeln. Alle Klassen der Schule führen verschiedene Übungen zu den Bereichen Einfühlungsvermögen und Gewaltprävention durch.
Dies sind Grundlagen für ein verständnisvolles Miteinander, um die Schule zu einem gewaltfreien Ort zu machen. Das in der Schule Erlernte kann auch im Alltag genutzt werden.
Mit Hilfe der Friedenstreppe lernen Schüler der Grundschule Konflikte friedlich und selbstständig zu lösen.
Die Klasse sitzt im Halbkreis um eine aufgezeichnete oder aufgebaute Friedenstreppe. Die Streitenden beginnen auf der ersten Stufe und stehen sich gegenüber. Zum Schluss stehen sie auf der letzten Stufe und beenden ihren Streit. Ein Streit ist erst dann beendet, wenn es zwei „Gewinner“ gibt, das heißt jeder mit dem Konfliktausgang zufrieden ist.
Zugrundeliegend ist die „OMA-Regel“. Das „O“ steht für die Ohren: Wir hören gut zu. Das „M“ steht für den Mund: Wir sprechen mit einer freundlichen Sprache, Kraftausdrücke sind verboten. Das „A“ steht für die Augen: Wir sehen uns an.
Beide Kinder, die ihren Streit auf der Friedenstreppe lösen, müssen damit einverstanden sein. Dies gilt auch für die Akzeptanz der Regeln, die auf der Friedenstreppe gelten.
1. Stufe: Jeder darf erzählen
Auf der ersten Stufe der Friedenstreppe dürfen die beiden Kontrahenten nacheinander ihre Sicht des Streites erzählen. Der andere hört zu.
2. Stufe: Wiederholen
Nun wiederholen die Streitenden nacheinander, was sie vom anderen verstanden haben.
3. Stufe: Lösungen sammeln
Auf dieser Stufe werden Vorschläge zur Lösung des Streites gesammelt. Hier können auch Ideen des Plenums aufgegriffen werden. Die Streitenden einigen sich auf eine Lösung.
4. Stufe: Sich vertragen
Die Lösung wird ausgeführt und der Streit ist beendet.
Die Friedenstreppe kann als Projekt an einem Unterrichtstag eingeführt werden. Nachhaltiger ist es jedoch, die einzelnen Übungsschritte an verschiedenen Tagen einzuüben und danach die friedliche und selbstständige Lösung von Konflikten allmählich zum Unterrichtsprinzip werden zu lassen.
Es ist empfehlenswert, die Lösungssuche mit Hilfe der Friedenstreppe nicht unmittelbar nach einem Streit stattfinden zu lassen, sondern ein wenig später, wenn sich die Wogen etwas geglättet und die Gemüter etwas abgekühlt haben.
- Es handelt sich um einen lösungsorientierten Ansatz, der keine Patentrezepte
vorschreibt.
- Es wird eine eigenständige Lösung mit zwei Gewinnern gefunden.
- Die Kinder fühlen sich ernst genommen.
- Die Konfliktlösung wird am Modell gelernt, indem die ganze Klasse zusieht.
- Alle Kinder können sich an der Lösungssuche beteiligen.
Fr. S. Jörns