Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern,
unsere Schulen und Kitas sind nun schon in der vierten Woche geschlossen und die beginnenden Osterfeiertage und Osterferien sind wohl die seltsamsten, die wir alle je erlebt haben. Der lange geplante Urlaub, der alljährliche Besuch bei den Großeltern am Ostersonntag, ein Ausflug mit befreundeten Familien ins Grüne – all das ist dieses Jahr nicht möglich. Das Fest und die Ferien, sie werden uns wieder vor neue Herausforderungen stellen und uns wieder Neues abverlangen, wie so viele Tage in den vergangenen vier Wochen uns und vor allem Ihnen als Eltern vieles Neue abverlangt haben.
Sie waren neben allem, was diese Ausnahmesituation ohnehin von Ihnen verlangt und womit sie Sie belastet, auch in noch viel höherem Maße als je zuvor als Lernbegleite- rinnen und Lernbegleiter Ihrer Kinder gefragt. Während existenzielle Fragen, die Sorge um Angehörige, um die Arbeitsstelle oder die Organisation des Familienalltags Sie in Anspruch nehmen, kommen dann auch noch viele kleine und große Arbeitspakete ins Haus, die ausgedruckt oder eingescannt, abgeholt oder weggebracht werden mussten. Und natürlich mussten sie zuvor bearbeitet werden, wofür Ihre Kinder Motivation, Begleitung und Unterstützung brauchten. Ich möchte Ihnen dafür ganz herzlich danken. Was Sie als Eltern in dieser besonders für Familien so schwierigen Zeit leisten, verdient die größte Anerkennung und Wertschätzung unserer Gesellschaft.
Beschäftigung und Betreuung in den Osterferien
So ungewöhnlich die Feiertage und die Ferien nun wohl auch werden und so sehr uns die Sorgen rund um diese Krise auch weiter begleiten, so sind die kommenden Tage, so hoffe ich, für Sie und Ihre Kinder vor allem doch auch eines: eine Zeit zum Innehal- ten und zum Durchatmen, in der Sie sich im Rahmen der Möglichkeiten den Dingen widmen können, die Ihnen Freude bereiten. Für die Schülerinnen und Schüler soll es über die Osterzeit und die Ferien keine Aufgaben geben, sodass auch Sie als Eltern von einigem organisatorischen Aufwand entlastet werden. Ich wünsche Ihnen, dass jetzt die ganze Familie ein wenig zur Ruhe kommen kann.
Und ich bitte Sie: Auch, wenn es beim Blick auf die Wettervorhersage in diesen Tagen besonders schwerfällt: Bleiben Sie zu Hause! Es ist entscheidend, dass wir alle die Kontaktregeln weiter einhalten, damit wir die die Ausbreitung des Virus weiter verlang- samen. Wir dürfen in unserem Bemühen nicht nachlassen. Nur so schaffen wir es, die Krise schnellstmöglich zu meistern und die zu schützen, die diesen Schutz besonders nötig haben.
Das Pädagogische Landesinstitut hat einige Tipps für Familien zum Zusammenleben in Zeiten der Sozialen Distanzierung zusammengetragen, die über den Umgang mit dem häuslichen Lernen hinausgehen (https://schuleonline.bildung-rp.de/unterstuetzung-fuer-eltern-und-schueler.html). Sie wurden in der vergangenen Woche an die Elternvertretungen verschickt. Ich hoffe, Sie finden dort die eine oder andere hilfreiche Anregung.
Für Eltern, die auch in den Osterferien weiterhin zwingend auf eine Betreuung ihrer Kinder in Schule oder Kita angewiesen sind, weil sie an ihrem Arbeitsplatz gebraucht werden, haben wir sichergestellt, dass die bewährte Notbetreuung auch in der Ferien- zeit fortgesetzt wird. Ich bin sehr froh, dass unsere Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas und die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte an den Schulen dieses Ange- bot durch Ihren Einsatz ermöglichen.
Wie geht es weiter?
Ich weiß natürlich, dass Sie alle eine Frage ganz besonders beschäftigt: Wie geht es nach den Ferien weiter?
Sie wünschen sich Informationen darüber, wann die Kitas geöffnet werden und wann der reguläre Schulbetrieb wieder beginnen kann. Ich kann Ihnen versichern: wir alle wünschen uns den normalen Alltag zurück. Aber wahr ist auch, dass niemand zurzeit verlässlich sagen kann, wann das sein wird und wie der Weg dorthin aussehen kann. Denn über allem steht der Gesundheitsschutz. Erst wenn die Gesundheitsexpertinnen und -experten grünes Licht geben, können wir guten Gewissens die Schulen wieder öffnen. Am Mittwoch nach Ostern beraten die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder darüber, wie Öffnungsszenarien für die geltenden Beschränkungen aussehen können und ab wann sie möglich sind. In der Kultusministerkonferenz, deren Vorsitzende ich in diesem Jahr bin, berate ich ständig mit meinen Kolleginnen und Kollegen der anderen Bundesländer, wie es an den Schu- len weitegehen kann, denn mir ist wichtig, dass wir bundesweit möglichst einheitliche Entscheidungen treffen. Ich werde die Schulen, die Kindertagesstätten und selbstverständlich Sie als Eltern schnellstmöglich darüber informieren.
Das größte Augenmerk richten wir bei allen Erwägungen für die Zukunft auf die Ge- sundheit der Kinder und Jugendlichen, der Erzieherinnen und Erzieher, der Lehrkräfte und natürlich auch auf die Gesundheit der Familienmitglieder. Wir erarbeiten deshalb gemeinsam mit unseren Gesundheitsexpertinnen und -experten organisatorische Maßnahmen und werden allen Einrichtungen rechtzeitig die notwendigen Hygienehinweise geben. Und auch Personen mit besonderem Risiko haben wir dabei im Blick, unabhängig davon, ob sie direkt oder indirekt betroffen sind.
An verschiedenen Fragen, die für die Zeit nach der Schulschließung zu klären sind, haben das Bildungsministerium, die Schulaufsicht, das Pädagogische Landesinstitut und das für die Kitas zuständige Landesamt für Jugend, Soziales und Versorgung bereits gearbeitet und zusätzlich arbeiten wir ständig weiter daran.
Rahmenbedingungen für einen Wiedereinstieg
Als erstes Ergebnis haben wir Ende der vergangenen Woche die Schulen über einige der wichtigsten Fragen, die die Lehrerinnen und Lehrer ebenso umtreiben wie Sie als Eltern, informiert: den Umgang mit Leistungsnachweisen, die Erstellung von Zeugnissen und die Versetzungen. Wir setzen dabei alles daran, dass keiner Schülerin und keinem Schüler aus der aktuellen Situation ein Nachteil entsteht.
Deshalb haben wir auch die Benotung in der Zeit der Schulschließungen – wie viele andere Bundesländer auch - sehr weitgehend ausgesetzt. Denn dabei stellen sich zu allererst Fragen nach der Chancengerechtigkeit: Haben alle die gleichen technischen Voraussetzungen zuhause? Es stellt sich aber auch die Frage: Wie kann eine Schule sicherstellen, dass Leistungen zuhause auch wirklich selbst von der Schülerin, dem Schüler erbracht wurden und nicht von der großen Schwester oder dem Vater? Wichtig ist mir aber auch, dass die Schülerinnen und Schüler nicht sofort nach der Öffnung der Schulen wieder mit ungebremstem Leistungsdruck einsteigen müssen, sondern sie die Gelegenheit haben, im Klassenverbund die besondere Situation zu verarbeiten, aber auch Fragen zu stellen und Inhalte nachzuholen und zu vertiefen. Wo es nötig und möglich ist, können die Schulen daher auf die üblicherweise vorgeschriebene Anzahl von Leistungsbewertungen verzichten. Auch zu den Versetzungen haben wir Regelungen getroffen, die der außergewöhnlichen Situation der Schulschließung Rechnung tragen. Die Schulen werden Sie über die getroffenen Regelungen informieren.
Und seit dieser Woche können Schülerinnen und Schüler, die zu Hause keine oder keine geeigneten digitalen Endgeräte haben, diese in den Schulen ausleihen. Das hat das Bildungsministerium mit den Schulträgern vereinbart. Land und Kommunen tun sich damit zusammen, um gemeinsam für mehr Chancengerechtigkeit beim digitalen Lernen zu sorgen. Im Rahmen unseres Landesprogramms „Medienkompetenz macht Schule“ hat das Land die Schulen in den vergangenen Jahren mit fast 12.000 Note- books und über 8.000 Tablets ausgestattet. Zusammen mit den von den Schulträgern angeschafften Geräten gibt es rund 25.000 Notebooks und 12.000 Tablets an den Schulen im Land. Hinzu kommen bei Bedarf noch weitere Geräte in den kommunalen Medienzentren. Die Schulen können sie den Schülerinnen und Schülern, die zu Hause keine Geräte haben, nun für die Dauer der Schulschließungen als Leihgeräte zur Verfügung stellen.
Liebe Eltern,
bei allen Planungen für die Zukunft hoffe und vertraue ich auf Ihre Bereitschaft, in Ihrem Engagement nicht nachzulassen und mit uns gemeinsam diese Krise zu meistern.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie weiterhin alles Gute, erholsame Ferien und eine schöne Osterzeit!
Ihre
Dr. Stefanie Hubig